"Es ist einfach nur vorteilhaft"

11.07.2023 | Was bewegt einen Landwirt, sich dem von der Aktion Zukunft+ geförderten Projekt zum Humusaufbau in der Landwirtschaft anzuschließen?
Landwirt Matthias Ertl
Landwirt Matthias Ertl
Die Aktion Zukunft+ unterstützt Klimaschutzprojekte in der Region. Dazu gehört zum Beispiel der Humusaufbau in der Landwirtschaft. Mit dem Kauf eines Zukunftszertifikats können Spenderinnen und Spender dazu beitragen, dass auf einer Gesamtfläche von 50 Hektar im Raum München anstelle von Mais künftig vermehrt Kleegras angebaut werden kann.
 
Warum sich das lohnt? Im Vergleich zu Mais bindet Kleegras unter guten Bedingungen CO2 in Höhe von geschätzten 4.000 bis über 7.000 Kilogramm – und das pro Jahr und Hektar! Einer der an dem Projekt teilnehmenden Landwirte ist Matthias Ertl aus Oberhaching. Im Interview mit uns erklärt er seine Beweggründe.
 
Guten Tag Hr. Ertl, wir stehen gerade auf Ihrem Kleegrasacker in Oberhaching, den Sie im Rahmen der Aktion Zukunft+ bewirtschaften. Seit wann sind Sie dabei?
 
Wir sind seit diesem Frühjahr dabei. Wir sind auf die Aktion Zukunft+ letzten Herbst durch einen Zeitungsartikel aufmerksam geworden und haben es für genau die Fläche, auf der wir jetzt stehen, als sinnvoll erachtet.
 
Was hat Sie da angesprochen? Warum beteiligen Sie sich?
 
Ich halte die Aktion Zukunft+ für eine sinnvolle Maßnahme, um einen Beitrag gegen den Klimawandel zu leisten. Landbewirtschaftung ist ein großer Hebel; mit Dauerkulturen zu arbeiten, um die Wurzelmaße zum Humusaufbau zu nutzen. Die dafür von mir gewählte Fläche erzeugt nicht den besten Ertrag, weswegen es eine sinnvolle Maßnahme ist, sie durch Kleegras aufzuwerten.
 
Wie lange wollen Sie das Kleegras auf der Fläche belassen?
 
Die vertraglichen zwei Jahre sind fix. Danach werde ich mir die Fläche ansehen. Mein Ziel ist es, volle vier Jahr möglich zu machen und die Fläche dann für die nächste Fruchtfolge zu nutzen, um nicht unter die Grünland-Regelung zu fallen. Sinnvoll wäre es, wenn wir mit dem Betrieb dann schon so weit wären, dass wir eine Direktsaat ohne große Bodenbearbeitung ausbringen könnten. Denn damit würden wir nicht so viel kaputt machen von dem, was wir vorher aufgebaut haben.
 
Ihrer Antwort kann man entnehmen, dass die Förderung, die Sie über die Aktion Zukunft+ erhalten, ein wichtiger Aspekt ist.
 
Genau. Die Förderung ist sehr wichtig, ohne sie würde es nicht gehen. Das zeigen auch die verschiedenen Deckungsbeitragsrechner im Internet. So wie letztes Jahr – also 2022 – der Maispreis war, fährt man zwar schlechter – aber dieses Jahr (2023, Anm. d. Red.) sieht es schon besser aus. Es ist ein Investment, das besser wird, je länger man es macht.
 
Sie vertreten die junge Generation in der Landwirtschaft und haben betont, dass Ihnen Klimaschutz auch persönlich wichtig ist. Darf man fragen, ob das bei Ihrem Vater, dem Senior, auf Akzeptanz gestoßen ist? Gab es Diskussionen?
 
Weil die Fläche qualitativ nicht so gut war, war mein Vater beim Kleegrasanbau von Anfang an voll mit dabei. Er weiß, dass mir der Klimaschutz am Herzen liegt und ich auch über weitere Maßnahmen nachdenke. Darüber diskutieren wir viel, denn Landwirtschaft ist ein altes Handwerk, das bisher immer „gut funktioniert" hat und das auch weiterhin tun sollte.
 
Würden Sie die Aktion Zukunft+ und den Kleegrasanbau auch anderen Landwirten empfehlen?
 
Ich würde den Kleegrasanbau auf jeden Fall empfehlen, wenn man seine Flächen etwas aufwerten will. Sich das Kleegras in die Fruchtfolge reinzuholen, hat im Biolandbau viele Vorteile. Eine der wichtigsten zu klärenden Fragen ist, ob man Abnehmer hat oder findet, am besten einen Milchviehbetrieb in der Nähe, der einen guten Preis zahlen kann. Grundsätzlich finde ich den Kleegrasanbau aus fachlicher, aber auch aus Klimaschutz-Sicht absolut sinnvoll.
 
Nehmen Sie schon Auswirkungen des Klimawandels hier regional wahr?
 
Ja. Hier in der Münchner Schotterebene haben wir nur 25 bis 30 cm humosen Boden, der das Wasser hält. Darunter fließt das Wasser einfach weg. Durch die Alpen haben wir genug Niederschlag, aber sobald sich die Verteilung des Niederschlags verändert, wird es bei uns sofort trocken. Und das hatten wir in den letzten Jahren. Jedes Jahr sehe ich eine Periode, in der uns das Wasser ausgeht und irgendeine Kultur immer leidet. Deswegen haben wir auf unseren Flächen auch sechs Kulturen. Das ist zwar nicht das finanziell Beste, aber die beste finanzielle Absicherung.
 
Also dient der Humusaufbau auch dazu, die Bodenschichten etwas besser zu gestalten und zu erhöhen?
 
Ja, wir erhöhen die wasserspeichernde Schicht. Humus ist wie ein Schwamm, der sich vollsaugt und dafür sorgt, dass nicht mehr so viel Wasser oberflächig abfließen kann. Es ist einfach nur vorteilhaft.
 
Können Sie uns Ihren Betrieb kurz beschreiben, und wie das Kleegras bei Ihnen genutzt wird?

Wir haben grob 50 Hektar, das meiste Ackerbau, ein bisschen Grünland und dazu sechs Pensionspferde. Seit dem letzten Jahr sind neu ca. 330 Legehennen im Mobilstall dazugekommen, wofür die Kleegrasfläche ideal ist. Sie haben dort genug zum Scharren und Picken, während sie den Klee aufnehmen. Das wird man auch im Endprodukt, dem Ei, wiederfinden.