Dr. Anton Hofreiter besucht die Energieagentur
15.07.2022 | Die Energiepolitik der Bundesregierung wirkt sich auch auf die Landkreise rund um München aus. Mit welchen Folgen, das wollte Dr. Anton Hofreiter in Erfahrung bringen.

Während bislang verfehlte Energiewendeziele
der Bundesrepublik zur Einbremsung des Klimawandels erst in den kommenden
Jahren und Jahrzehnten spürbar sein werden, führt die aktuelle Energiekrise
akut und nachdrücklich vor Augen, dass die Energiewende bisher viel zu
zögerlich umgesetzt wurde.
So macht der russische Angriffskrieg auf die Ukraine
und seine Auswirkungen auf den Gas- und Ölmarkt überdeutlich, dass die
Energiewende dringend beschleunigt werden muss.
„Diese Erkenntnis hat sich bei den
Bürgerinnen und Bürgern und den Kommunen schlagartig mit Ausbruch des Krieges
festgesetzt", sagt Dr. Willie Stiehler, Geschäftsführer der Energieagentur
Ebersberg-München. „Wir sehen das einerseits an stark gestiegenen
Beratungsanfragen zum Heizungstausch und zur Photovoltaik sowie am steigenden,
proaktiven Interesse der Kommunen an Erneuerbare-Energien-Anlagen,
insbesondere an Windrädern."
Dabei hilft die neue Bundesregierung, die
die Leitplanken für die zukünftige Entwicklung der Energiewende aufstellt, mit
umfangreichen Maßnahmen. Mit einem
Bündel an neuen Gesetzen hat sie vergangene Woche Erleichterungen für
Bürgerinnen und Bürger und Kommunen auf den Weg gebracht, um den Ausbau
erneuerbarer Energien deutlich zu forcieren.

Für Photovoltaik-Berater Tobias Sassmann
sind die Erleichterungen im Bereich der Solaranlagen gut und trotzdem noch
nicht weitreichend genug: „Manches ist immer noch viel zu bürokratisch", sagt
er.
In manchen Bereichen fehle zudem eine klare Vorstellung, wie die
politischen Energievisionen realisiert werden sollten, sagt Philipp Rinne,
Leiter des Teams Beratung: „Alleine auf einen sich selbst regulierenden Markt
zu setzen, der durch steigende Produktionsmengen für Photovoltaikmodule und
Wärmepumpen die derzeit hohen Preise wieder einfangen kann, hilft
voraussichtlich nicht. Wir brauchen für unsere Ratsuchenden klare Antworten,
wie sich die Bürgerinnen und Bürger die Energiewende in Zukunft leisten können
sollen", sagt Philipp Rinne.
Auch müsse der Gesetzgeber endlich
Rechtssicherheit bei den Mindestabständen von Wärmepumpen zu
Nachbargrundstücken schaffen. Hier gebe es eine unterschiedliche
Rechtsprechung, die bei den Bürgerinnen und Bürgern für Unsicherheiten sorge.
Anregungen, die der Bundestagsabgeordnete
der Grünen mit nach Berlin nehmen will. Gemeinsam mit der klaren Botschaft,
dass die bisher angestoßenen Gesetzesänderungen der Energiewende tatsächlich
den erforderlichen Schub bringen können. So vereinfacht das neue Wind-an-Land-Gesetz
nach einer ersten Einschätzung der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises
Ebersberg den Bau von Windrädern in Landschaftsschutzgebieten – und könnte
damit unter anderem den Bau der geplanten Windräder im Ebersberger Forst und an
anderen Standorten deutlich beschleunigen.

Neben den neuen rechtlichen Voraussetzungen sei für
den Ausbau der Windenergie auch eine gute Standortplanung notwendig, wie Dr.
Anton Hofreiter feststellte. Genau das ermöglicht der digitale
Energienutzungsplan, den die Energieagentur gemeinsam mit einem externen
Dienstleister, der Eniano GmbH aus der Stadt München, erstellt hat.
„Diese
Karten zeigen gemeindescharf die Potenzialflächen auf, an denen sich
Erneuerbare-Energien-Anlagen realisieren lassen", erklärt die
Projektverantwortliche Sabine Hillbrand.
Auf Basis dieser Karten können die
Gemeinden in die Planung gehen und eigenverantwortlich Projekte in die Wege
leiten. Auch hier sei die Bundesregierung gefordert, wolle man die Potenziale
etwa entlang von Autobahnen nutzen: „An den Lärmschutzwänden lassen sich
PV-Anlagen realisieren. Leider ist für große Abschnitte der Autobahnen im
Landkreis München immer noch ein weiterer Ausbau vorgesehen, weshalb diese
PV-Anlagen nicht gebaut werden können", sagt sie.
So zeigte sich am Ende des zweistündigen
fachlichen Austausches, dass auf beide Seiten noch weitere Aufgaben warten.
Während die Politik in den Details noch nachschärfen wird, um erneuerbare
Energien endgültig zu entfesseln, ist es nun eine der zentralen Aufgaben der
Energieagentur, die Neuerungen in die Kommunen hinein und in den
Beratungsgesprächen an die Bürgerinnen und Bürger zu kommunizieren.