Dr. Anton Hofreiter besucht die Energieagentur

15.07.2022 | Die Energiepolitik der Bundesregierung wirkt sich auch auf die Landkreise rund um München aus. Mit welchen Folgen, das wollte Dr. Anton Hofreiter in Erfahrung bringen.
Gemeinsam mit Dr. Volker Leib, wissenschaftlicher Mitarbeiter von Herrn Hofreiter, besuchte der Bundestagsabgeordnete am Donnerstag (14. Juli) die Energieagentur Ebersberg-München in deren Firmensitz in der Ebersberger Innenstadt.
 
Während bislang verfehlte Energiewendeziele der Bundesrepublik zur Einbremsung des Klimawandels erst in den kommenden Jahren und Jahrzehnten spürbar sein werden, führt die aktuelle Energiekrise akut und nachdrücklich vor Augen, dass die Energiewende bisher viel zu zögerlich umgesetzt wurde.
 
So macht der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und seine Auswirkungen auf den Gas- und Ölmarkt überdeutlich, dass die Energiewende dringend beschleunigt werden muss.
 
„Diese Erkenntnis hat sich bei den Bürgerinnen und Bürgern und den Kommunen schlagartig mit Ausbruch des Krieges festgesetzt", sagt Dr. Willie Stiehler, Geschäftsführer der Energieagentur Ebersberg-München. „Wir sehen das einerseits an stark gestiegenen Beratungsanfragen zum Heizungstausch und zur Photovoltaik sowie am steigenden, proaktiven Interesse der Kommunen an Erneuerbare-Energien-Anlagen, insbesondere an Windrädern."
 
Dabei hilft die neue Bundesregierung, die die Leitplanken für die zukünftige Entwicklung der Energiewende aufstellt, mit umfangreichen Maßnahmen.  Mit einem Bündel an neuen Gesetzen hat sie vergangene Woche Erleichterungen für Bürgerinnen und Bürger und Kommunen auf den Weg gebracht, um den Ausbau erneuerbarer Energien deutlich zu forcieren.
 
„Für mich liegt das Gelingen der Energiewende in den Händen der Menschen vor Ort", sagt der grüne Bundestagsabgeordnete Dr. Anton Hofreiter und erkundigte sich deshalb in einem zweistündigen Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern der Energieagentur Ebersberg-München nach den Auswirkungen der Gesetzesänderungen in der gelebten Beratungspraxis – und danach, wo diese gegebenenfalls noch verbessert werden könnten.
 
Für Photovoltaik-Berater Tobias Sassmann sind die Erleichterungen im Bereich der Solaranlagen gut und trotzdem noch nicht weitreichend genug: „Manches ist immer noch viel zu bürokratisch", sagt er.
 
In manchen Bereichen fehle zudem eine klare Vorstellung, wie die politischen Energievisionen realisiert werden sollten, sagt Philipp Rinne, Leiter des Teams Beratung: „Alleine auf einen sich selbst regulierenden Markt zu setzen, der durch steigende Produktionsmengen für Photovoltaikmodule und Wärmepumpen die derzeit hohen Preise wieder einfangen kann, hilft voraussichtlich nicht. Wir brauchen für unsere Ratsuchenden klare Antworten, wie sich die Bürgerinnen und Bürger die Energiewende in Zukunft leisten können sollen", sagt Philipp Rinne.
 
Auch müsse der Gesetzgeber endlich Rechtssicherheit bei den Mindestabständen von Wärmepumpen zu Nachbargrundstücken schaffen. Hier gebe es eine unterschiedliche Rechtsprechung, die bei den Bürgerinnen und Bürgern für Unsicherheiten sorge.
 
Anregungen, die der Bundestagsabgeordnete der Grünen mit nach Berlin nehmen will. Gemeinsam mit der klaren Botschaft, dass die bisher angestoßenen Gesetzesänderungen der Energiewende tatsächlich den erforderlichen Schub bringen können. So vereinfacht das neue Wind-an-Land-Gesetz nach einer ersten Einschätzung der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Ebersberg den Bau von Windrädern in Landschaftsschutzgebieten – und könnte damit unter anderem den Bau der geplanten Windräder im Ebersberger Forst und an anderen Standorten deutlich beschleunigen.
 
Für Maria Burghardt von der Servicestelle Wind bei der Energieagentur sind es gerade die Änderungen im Bereich Windenergie, die den größten Hebel darstellen: „Mit einer modernen Anlage, die hier in der Region gebaut wird, lassen sich 2.000 Haushalte mit Strom versorgen. Die Flächeneffizienz eines Windrads ist selbst in Schwachwindgebieten ungeschlagen und deshalb für die Energiewende absolut unverzichtbar", sagt sie.
 
Neben den neuen rechtlichen Voraussetzungen sei für den Ausbau der Windenergie auch eine gute Standortplanung notwendig, wie Dr. Anton Hofreiter feststellte. Genau das ermöglicht der digitale Energienutzungsplan, den die Energieagentur gemeinsam mit einem externen Dienstleister, der Eniano GmbH aus der Stadt München, erstellt hat.
 
„Diese Karten zeigen gemeindescharf die Potenzialflächen auf, an denen sich Erneuerbare-Energien-Anlagen realisieren lassen", erklärt die Projektverantwortliche Sabine Hillbrand.
 
Auf Basis dieser Karten können die Gemeinden in die Planung gehen und eigenverantwortlich Projekte in die Wege leiten. Auch hier sei die Bundesregierung gefordert, wolle man die Potenziale etwa entlang von Autobahnen nutzen: „An den Lärmschutzwänden lassen sich PV-Anlagen realisieren. Leider ist für große Abschnitte der Autobahnen im Landkreis München immer noch ein weiterer Ausbau vorgesehen, weshalb diese PV-Anlagen nicht gebaut werden können", sagt sie.
 
So zeigte sich am Ende des zweistündigen fachlichen Austausches, dass auf beide Seiten noch weitere Aufgaben warten. Während die Politik in den Details noch nachschärfen wird, um erneuerbare Energien endgültig zu entfesseln, ist es nun eine der zentralen Aufgaben der Energieagentur, die Neuerungen in die Kommunen hinein und in den Beratungsgesprächen an die Bürgerinnen und Bürger zu kommunizieren.