Dem Wald geht es richtig schlecht

16.03.2021 | Waldzustandsbericht 2020
Zu einem verheerenden Ergebnis kommt der im Februar veröffentlichte Waldzustandsbericht für das Jahr 2020: Demnach ist die Zahl der toten und geschädigten Bäume so hoch wie nie zu vor.
 
Dies misst sich beispielsweise an dem steigenden Prozentsatz der Bäume, die von Kronenverlichtung betroffen sind. „Die Kronenverlichtung ist ein Maß für die Vitalität der Bäume und beschreibt wie dicht, groß und verfärbt die Blätter und Nadeln in der Baumkrone sind", hieß es dazu bereits erklärend im Waldzustandsbericht des Vorjahres (2019).
 
Lediglich 21 Prozent aller Bäume sind von diesem Schaden (noch) nicht betroffen. Darüber hinaus geben Expert*innen durch weitere Analysen des Kronenzustands zu bedenken, dass die mittlere Kronenverlichtung aller Baumarten im Durchschnitt 26,5 Prozent beträgt. Dieser Prozentsatz war im Jahr 2020 so hoch wie nie zuvor, heißt es im aktuellen Bericht.
 
Hauptgrund des schlechten Zustands sind steigende Temperaturen im Zuge des Klimawandels. Das Jahr 2018 und 2019 war besonders warm und trocken. Das hatte Folgen für die Wälder. Wassermangel führte zu einem geringeren Wachstum der Wälder, förderte Waldbrände und machte sie anfälliger für Schädlinge. Auf Grund vielerorts nicht ausreichender Regenfälle letzten Winters, konnte das Wasserdefizit der Böden nicht ausgeglichen werden.
 
Umweltexperte und Journalist Joachim Wille bezeichnet das aktuelle Waldsterben als veritabel. Im Vergleich zum Waldsterben in den 1980er, bei dem Wälder auf Grund von saurem Regen extrem gelitten haben, zeichnet sich seiner Auffassung nach jetzt ein noch viel dramatischeres Bild ab. Daher spricht der Experte von einem Waldsterben 2.0. Dem nur mit dem Begrenzen der Klimaerwärmung, wie es in dem 1,5 Grad Abkommen von Paris festgeschrieben ist, begegnet werden kann.
 
Der direkte Bezug der Wälder mit dem Klima spiegelt sich nicht nur in der Reaktion der Wälder auf Klimaveränderungen, sondern auch in ihrer Rolle als Klimaschützer wider. Dabei tragen die deutschen Wälder mit dem vorratsreichsten Holzvorkommen (368 Meter Holz pro Hektar) einen erheblichen Teil zum Klimaschutz dar. Holz gilt als wichtiger Kohlenstoffspeicher, derzeit sind rund 1,26 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in lebenden Bäumen und Totholz gebunden.
 
Darüber hinaus gilt die mineralische Streuauflage in Wälder ebenfalls als Kohlenstoffsenke. Unser Wald in Deutschland entlastet die Atmosphäre jährlich um rund 62 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Die große Gefahr, dass sich diese Verhältnisse durch Waldschäden verändern besteht. Dies würde zu einer weiteren Abwärtsspirale im Kampf gegen den Klimawandel führen, wie der Waldzustandsbericht festhält.