Offene Fragen zum Windprojekt Hofoldinger Forst

Themengebiet Prozess / Verfahren / Terminierung
Wer ist für die Genehmigung der WKAs zuständig, wer
für die spätere Kontrolle der Einhaltung gesetzlicher, ökologischer,
betriebstechnischer und bürgerlicher Belange? Welche unabhängige Instanz (z.B.
TÜV) wird später regelmäßig die Sicherheit der Anlagen prüfen?
In der Genehmigung ist die ARGE (4 Gemeinden und 2 Landkreise)
der Antragsteller. Dazu wird sich die ARGE voraussichtlich durch ein Fachbüro
Unterstützung bei der Erstellung und beim Zusammenstellen aller nötigen
Unterlagen holen. Die Einhaltung aller Belange liegt später in der
Verantwortung des Betreibers der Windenergieanlagen. Dies wird eine
Bürgergesellschaft sein. Dazu wird die Bürgergesellschaft voraussichtlich ein
Expertenbüro beauftragen, welches sich um technische und kaufmännische Belange
im Betrieb kümmert. Überwacht wird die Einhaltung aller Auflagen über die
gesamte Betriebszeit selbstverständlich vom Landratsamt. Es gibt regelmäßige
technische Prüfungen an den Anlagen, diese werden teils jederzeit von technisch
anerkannten Fachstellen durchgeführt und dokumentiert. Ohne eine solche
konstante technische Überwachung darf ein Windrad nicht in Betrieb sein.
Themengebiet Bürgerbeteiligung
Was ist mit den Bürger*innen, die sich am Geschäftsmodell nicht aktiv beteiligen? Werden diese bei den Kosten dann auch außen vorgelassen? Wird hier nicht unnötig ein ausgewogenes Miteinander auf´s Spiel gesetzt? Grundsätzlich ist eine kommunale Beteiligung am Projekt angedacht. Dies ist die fairste Beteiligungsmöglichkeit, da durch die kommunalen Einnahmen alle Bürger profitieren werden. Durch die Mehreinnahmen des Gemeindehaushalts können andere kommunale/soziale Projekte der Gemeinde finanziert werden (beispielsweise Sanierung von Kindergarten/Schulen, sozialer Wohnungsbau etc.).
Gibt es schon eine politische Meinung darüber,
welche Investorenbereiche wieviel Anteile erhalten sollen, also, Bürger,
Genossenschaften, Gemeinden etc.?
Die Beteiligungsmöglichkeiten werden Thema in den nächsten
ARGE Sitzungen sein und hier diskutiert werden.
Themengebiet Rechtliches
Seit wann besteht der Vertrag mit den Staatsforsten. Was ist wenn die Zeit nicht eingehalten wird?
Der Vertrag mit den bayerischen Staatsforsten wurde Ende 2019 geschlossen und gilt für drei Jahre. Eine Verlängerung des Vertrags ist möglich, sollte man sich noch im Genehmigungsverfahren befinden.
Themengebiet Klimaschutz und Energiewende
Warum keine H2 Pipeline aus "Sonnenstaaten" z.B. Marokko, Tunesien ... H2 Herstellung könnte sehr kostengünstig aus Sonnenenergie hergestellt werden?
Ziel soll es sein, dass die benötigte Energie vor Ort erzeugt und gespeichert wird, um auch die Wertschöpfung in der Region zu behalten und ein Abwandern von Firmen zu Regionen mit kostengünstigerem Strom zu verhindern.
Brunnthal ist eine der prädestiniertesten Gegenden
Deutschlands für Geothermie. Wieso konzentriert man sich nicht auf die Nutzung
von Geothermie?
Im „Team der Erneuerbaren Energien" aus Sonne, Wind,
Wasser, Biomasse und Geothermie kann auf keine der Optionen regenerativ Energie
zu erzeugen verzichtet werden. Wir
empfehlen hier absolute Technologieoffenheit. Jede der genannten Energieformen
hat bestimmte Stärken, aber auch Schwächen. Die großen Mengenpotenziale, die
wir für eine echte Energiewende brauchen, können nur Sonne und Wind liefern.
Das Tiefengeothermie-Potential im Landkreis München ist außergewöhnlich hoch
und sollte maximal ausgeschöpft werden. Dies wird uns auch im Stromsektor aber
vor allem im Wärmesektor weiterhelfen.
Besteht das Risiko, dass der produzierte Strom
nicht von den Energielieferanten (eon etc.) für die Kunden abgenommen wird? Zum
Beispiel wegen Preis und/oder wegen Überangebot?
Nein. Die Netzbetreiber müssen laut dem Erneuerbaren
Energien Gesetz (EEG) erneuerbaren Strom vorrangig abnehmen (vgl. §11 EEG 2017).
Warum werden nicht vorhandene mögliche Ressourcen
- Photovoltaikanlagen auf (Wohn)Dächern - und zukünftige moderne Technologien -
Wasserstoff ist die grüne Energie der Zukunft lt. Hr. Söder aus einem Interview
von vorgestern. - konsequent genutzt zur grünen, alternativen Energiegewinnung?
Warum muss ein Wald verletzt werden, wenn er doch auf Grund des Klimas sowie so
schon überdimensional beansprucht wird?
Es ist wichtig, dass alle Potenziale, vor allem auch die
Photovoltaikpotenziale auf Dächern, ausgeschöpft werden. Wir sind auf einen Mix
an erneuerbaren Energien angewiesen, wenn die Energiewende gelingen soll.
Photovoltaik und Windstrom ergänzen sich sehr gut, da der Wind häufig weht
(nachts und im Herbst/Winter), wenn die Erzeugung durch die Sonne abnimmt. Wasserstoff
ist keine Energiequelle, sondern nur eine mögliche Speicherform von Energie.
Wasserstoff kann aus Strom oder aus Erdgas erzeugt werden. Grüner Wasserstoff
muss aus erneuerbaren Energien, also aus überschüssigem Photovoltaik-, Wind-,
Wasser- und Biogasstrom erzeugt werden, wenn er einen Beitrag zur Energiewende
leisten soll.
Wie kann sichergestellt werden, dass den Gemeinden
die erzeugte Energie auf ein "Energiekonto" gutgeschrieben wird?
Z.B.: das Windrad der Gemeinde Otterfing erzeugt im Jahr xmW Strom und ist
damit zu x% Energieautark...
Wenn die Gemeinde Betreiber der Anlage wird, so kann sich die
Gemeinde bilanziell den gesamten erzeugten Strom aus der Windkraftanlage anrechnen
lassen. Physikalisch wird der Strom in das öffentliche Stromnetz eingespeist
und über die Strombörse vermarktet.
Technik / Effizienz / Flächennutzung
In welchem Verhältnis wird die erzeugte Energiemenge zwischen den Beteiligten aufgeteilt?
Die Vermarktung des Stromes ist noch nicht geklärt. Das Projekt wird erst weiterverfolgt, sollte sich die ARGE nach den Untersuchungen dafür aussprechen.
Wo sind die möglichen Einspeisepunkte ins
(Mittelspannungs-) Netz? Wo sind Leitungstrassen geplant und über welche
Distanzen? Wie hoch ist der Anteil dafür an den Baukosten des möglichen
Projekts?
Der Einspeisepunkt liegt voraussichtlich am Umspannwerk Sauerlach.
Dieser Einspeisepunkt ist sehr positiv zu bewerten, da er nahe am Projektgebiet
liegt. Es sind keine „Leitungstrassen" geplant. Die Kabel werden von den
Windrädern nur im Boden zum Einspeisepunkt verlegt. Zur Kabelverlegung im Wald
werden ausschließlich bestehende Wege genutzt, in denen die Kabel in rund 1m
Tiefe verlegt werden. So erfolgt durch die Kabelverlegung keinerlei Eingriff in
den Naturhaushalt. Die Kosten für die Kabeltrasse sind ein Teil der
Gesamtprojektkosten. Diese werden selbstverständlich in der
Wirtschaftlichkeitsrechnung mitberücksichtigt.
Müssen für den "Stromtransport" weitere
Hochspannungsnetze bzw. Umspannwerke vor Ort gebaut werden? Wie soll das
Mittel- bzw Hochspannungsnetz aussehen?
Diese Frage kann mit einem klaren Nein beantwortet werden.
Es werden lediglich die Erdkabel von den Windrädern zum Einspeisepunkt verlegt,
wo dann der Strom ins bestehende Stromnetz eingespeist wird. Weitere Maßnahmen
sind nicht nötig.
Sind Nabenhöhe 166m und Rotordurchmesser von ca. 150m
schon fix?
Diese Höhen geben nur die Größenordnung moderner
Windenergieanlagen wieder. Eine genaue Höhenangabe kann noch nicht geliefert
werden, da noch kein finaler Windenergieanlagentyp festgelegt wurde. Es kann
noch zu Abweichungen von wenigen Metern (bspw. Nabenhöhe 160 m) kommen.
Wegen Eis: aber die Heizung würde ja die Abschaltzeit
vermeiden. ich habe gehört, einige Modelle nutzen die Abwärme des Generators
und blasen diese Warmluft in die Flügel, so ist die Heizung quasi geschenkt -
das müsste sich doch rechnen?
Ja und Nein, hier muss bei der Entscheidung für eine
Fortführung des Projektes genau abgewogen werden, ob das sinnvoll ist. Dies
unterscheidet sich je nach Klimabedingungen am Standort. Die Systeme zur
Rotorblattheizung verursachen deutliche Mehrkosten, die teils gar nicht durch
die etwas längeren Laufzeiten erwirtschaftet werden können. Auch ist die
Wirksamkeit dieser Rotorblattheizungen nicht immer ausreichend für jede
Witterung. In jedem Fall wird aber mit oder ohne Rotorblattheizung ein
Stillstehen des Windrades bei Eisansatz garantiert, sodass niemals eine Gefahr
des Herumschleuderns von Eisbrocken besteht.
Als Kapitalanleger habe ich schlechte Erfahrungen mit vorherigen Windmessungen gemacht. Diese wurden tatsächlich nie erreicht. Vor diesem Hintergrund ist die Aussage, dass eine Windanlage wirtschaftlich möglich sei (also kein Verlust), nicht besonders positiv. Gibt es in Oberbayern nicht Gebiete, in denen die Windausbeute wesentlich höher und die Anlagen damit erheblich wirtschaftlicher betrieben werden können? Dann sollten wir es dort tun. Wäre es deshalb nicht sinnvoller, die Windräder auf den Wendelstein statt in den Hofoldinger Forst zu stellen? Sollten wir in Oberbayern nicht alles tun, Photovoltaikanlagen (z. B. an den Autobahnen) zu fördern?Wir werden, um unsere Energiewendeziele erreichen zu können, auf alle erneuerbaren Energieträger setzen müssen. Dabei spielen Photovoltaik-Freiflächenanlagen eine große Rolle, da diese, neben den Windenergieanlagen mengenmäßig die höchsten Potenziale aufweisen. Windenergieanlagen sind auch in unseren Schwachwindgebieten sehr wirtschaftlich zu betreiben. Besuchen Sie dazu gern die Windräder in Fuchstal und Umgebung und sprechen mit den Bürgermeistern und Anlegern. Beispielsweise schüttet die Betreibergesellschaft in Fuchstal jährlich Renditen von ca. 6 Prozent aus (vgl.: https://www.kreisbote.de/lokales/landsberg/fuchstal-macht-fuxstrom-naechsten-energiewende-schritt-hystarter-naechsten-13442772.html) .
Hans Zäuner: Wie hoch ist bei
euch der Anteil der Stillstandzeit?
Der Anteil der Stillstandzeit bezogen auf die
Betriebsstunden liegt bei 13 Prozent.
Werden die
Mittelspannungsschaltanlagen mit SF6 oder Vakuum gesichert? SF6 ist bei
Windkraftanlagen üblich, als stärkstes bekanntes Treibhausgas aber kritisch zu
sehen. Selbst wenn nichts austritt sollten die Hersteller durch Kauf von
Vakuumanlagen zu einem Wechsel animiert werden.
Dieser Punkt wird so aufgenommen und bei weiterer Planung,
wenn möglich berücksichtigt. Momentan steht für die
Mittelspannungsschaltanlagen noch keine detaillierte Planung fest. Bei jeder
Planung wird aber in jeder Hinsicht auf einen möglichst umweltverträglichen Weg
und den Einsatz von verträglichen Materialien geachtet.
2017 gab es innerhalb
von nur 4 Wochen in Norddeutschland 4 größere WKA-Havarien. Mit zunehmender
Größe der WKAs wächst das Schadensrisiko. Wie groß wird die Haftungssumme für
die angedachten WKAs sein und wer wird gesamtschuldnerisch im Schadensfall
haften, z.B. bei einer brennenden WKA im Forst? Und wer zahlt, wenn dieser
Schuldner für die Höhe des Schadens nicht aufkommen kann?
Unfälle an Windenergieanlagen sind sehr, sehr selten. Die
Windenergieanlagen unterliegen technischen Prüfungen und Wartungen, sodass ihr
einwandfreier Betrieb jederzeit sichergestellt werden kann. Zudem sind
Windenergieanalgen selbstverständlich versichert, hier wird sowohl eine
technische Versicherung (die den gesamten Wert der WEA versichert) wie auch
eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen.
Lärm / Infraschall
Standort / Windenergie im Wald / Landschaftsbild
Warum der Standort im Wald? Ist es nicht unlogisch den
Wald als CO2-Reduzierer weiter zu schwächen, der auch durch die BAB8 belastet
ist und wäre es nicht besser Flächen außerhalb des Waldes zu suchen?
Der Standort im Wald ist aufgrund der bestehenden
10-H-Regelung in Bayern in den Fokus gerückt. Der Hofoldinger Forst ist einer
der wenigen Flächens Bayern bei der ein Abstand von mehr als 2.500 m von der
nächsten Wohnbebauung eingehalten werden kann. Flächen außerhalb der
10-H-Flächen sind nicht privilegiert und erfordern eine Bauleitplanung der
Gemeinde. Projekte mit weniger Abstand zu Wohnbebauung haben häufig mit Akzeptanzproblemen
vor Ort zu kämpfen. Um die Energiewendeziele zu erreichen, werden wir in Bayern
auch auf Flächen außerhalb der 10-H-Gebiete angewiesen sein.
Wäre es denn sinnvoller gleich mehrere Standorte
für Otterfing zu planen, um später schneller evtl. mit weiteren Windrädern
nachzuziehen? Wäre das günstiger?
Bereits bei diesem Projekt werden einige Synergieeffekte
genutzt. Die jetzigen Planungskosten und Kosten der artenschutzrechtlichen
Prüfung werden dank der interkommunalen Zusammenarbeit der vier Gemeinden und
zwei Landkreise aufgeteilt. Auch bei der Windmessung wird von dem
Parallelprojekt im Höhenkirchner Forst profitiert.
Sonstiges
Laut Landwirtschaftministerium ist die Weißtanne eine
klimaresistente Baumart und wird auch deshalb gefördert. Bitte um Erklärung?
Leider sind wir keine ausgebildeten Förster*innen, um diese Frage
zu klären. Wir bitten daher um Verständnis und verweisen Sie auf das Bayerische
Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. https://www.stmelf.bayern.de/wald/forstpolitik/wald-im-klimawandel/index.php