Wasserstoff ist kostbar. Setzen wir ihn mit Bedacht ein!
18.01.2022 | Wasserstoff ist kostbar und muss mit Bedacht vor allem dort eingesetzt werden, wo er wirtschaftlich sinnvoll sind. Das ergab das Fachgespräch Energiewende im Januar.
Denn die potenziellen Einsatzgebiete des Wasserstoffs sind
vielfältig. Entsprechend erscheint er als Lösung für nahezu alle Probleme, die
sich mit der Abkehr von fossilen Brennstoffen ergeben. Wo die
batteriebetriebenen E-Autos an Reichweitengrenzen stoßen, könnte der
Wasserstoff lange Fahrtstrecken ermöglichen; wo Häuser an Erdgasnetze
angeschlossen sind, könnte Wasserstoff eine Möglichkeit sein, um die eh schon
gebräuchlichen Gasheizungen emissionsarm zu betreiben. Nahezu alles ist
vorstellbar mit Wasserstoff. Für Hans Urban ist unter wissenschaftlichen und
wirtschaftlichen Aspekten aber nicht alles sinnvoll.
Sein Vortrag streifte daher verschiedene Einsatzgebiete des
chemischen Elements und klopfte sie kritisch und hinterlegt mit Fakten auf ihre
Sinnhaftigkeit ab. Normale Pkw damit betanken? Für den E-Mobilitätsexperten
Hans Urban keine gute Idee: In Elektrolyseuren wird Strom umgewandelt in
Wasserstoff, dann unter hohem Druck, der mit weiterem Energieaufwand erzeugt werden
muss, in einen Tank im Auto gepresst und später dann innerhalb des Autos wieder
in Strom umgewandelt, mit dem dann die Elektromotoren bewegt werden. Die
Verluste dabei sind deutlich höher als bei der Direktverstromung und der
gesamte Vorgang laut Hans Urban deutlich unwirtschaftlicher als die Pausen, die
für das Nachladen eines E-Autos notwendig sind.
Sehr sinnvolle Einsatzzwecke für Wasserstoff finden sich in
der chemischen Industrie, in der Stahlverarbeitung oder in der Schifffahrt.
Denkbar ist auch der Einsatz im Zugverkehr in entlegenen Regionen, wo sich
Eisenbahnstrecken reaktivieren lassen könnten, ohne sie gleich aufwendig elektrifizieren
zu müssen. Vor allem aber wird Wasserstoff seine Anwendung finden als langfristiger
Energiespeicher, der dann angezapft werden kann, wenn aufgrund der
Witterungsverhältnisse die übrigen Quellen erneuerbarer Energien wenig Strom
produzieren.
Darin liegt auch der Grund, warum er als
Schlüsseltechnologie der Energiewende angesehen wird: Ohne ein Speichermedium im
großen Stil wird die Energiewende nicht vollständig umsetzbar sein. Wasserstoff
ermöglicht das. Weil jedoch die Verluste und der grundsätzlich hohe
Energieaufwand nicht wegdiskutiert werden können, ist für Hans Urban am Ende
eines klar: Kostbare Stoffe wie der Wasserstoff müssen vor allem da eingesetzt
werden, wo sie wirklich einen Unterschied machen und wirtschaftlich sinnvoll
sind. Darüber hinaus muss uns vor allem beschäftigen, wie wir Energie sparsam
und effizient einsetzen.
Die Folien des Vortrags finden Sie hier.