Folgen der Klimaveränderungen im Landkreis Ebersberg - brauchen wir eine Anpassungsstrategie?

08.02.2016 |

Auf Bitte des Umweltausschusses hat Landrat Robert Niedergesäß am 01.02.2016 die Politik, Fachleute und BürgerInnen des Landkreises Ebersberg zur Informationsveranstaltung „Folgen der Klimaveränderungen im Landkreis" eingeladen.

Experten des Karlsruhe Institute of Technology, der Münchener Rück Stiftung und des Verbands Region Stuttgart referierten über Klimaveränderung weltweit und in der Region, über die monetären Folgen und darüber, wie Anpassungsstrategien in der Planung der öffentlichen Hand verankert werden können. Die wichtigsten Ergebnisse der Vorträge und der angeregten Diskussion im Anschluss waren:

Klimaveränderung:

  • Für die Region Oberbayern sagen alle Klimamodelle eine Steigerung der Jahresmitteltemperatur voraus. Gegenüber der mittleren Temperatur des Zeitraums 1971-2000 sind dabei Anstiege von 1,3°C in der näheren und von 2°C in der ferneren Zukunft wahrscheinlich.
  • Die Erwärmung wird sich ganzjährig auswirken, sodass jedes Monatsmittel wärmer sein wird als heute. Monatsmittel unter 0°C werden sehr selten.
  • Der Hitzesommer 2003 wird in naher Zukunft ein normaler Sommer und in ferner Zukunft ein eher kühler Sommer sein. Die dann über längere Zeiträume fehlende Abkühlung in der Nacht stellt eine große gesundheitliche Belastung dar und wird zu Erkrankungen und Todesfällen bei ohnehin geschwächten Personen führen.
  • Der Winter-Niederschlag wird aufgrund der steigenden Temperaturen überwiegend als Regen fallen. Die Schneeschmelze wird daher immer mehr durch direkten Abfluss ersetzt werden. Die Wasserspeicher-Funktion der Gletscher entfällt zunehmend.
  • Im Frühjahr sind außerdem mehr Niederschläge zu erwarten als bisher. Hohe Niederschlagsintensitäten werden zudem häufiger.
  • Durch diese Entwicklungen werden Bodenerosion und Überschwemmungen häufiger auftreten.
  • Grundlage dieser Ergebnisse ist ein mittleres Szenario in dem weder extrem hohe noch extrem niedrige Treibhausgaskonzentrationen angenommen werden.
  • Schon heute verursachen klimatische Ereignisse hohe Kosten. Die Überschwemmungen des Sommers 2013 führten in Deutschland zu volkswirtschaftlichen Schäden von mehr als 11 Mrd. €. Durch die zunehmende Häufigkeit von Extremereignissen wird auch die volkswirtschaftliche Belastung steigen. Anpassungsmaßnahmen können diese Belastung vermindern.

Klimaanpassung:

  • Maßnahmen gelingen, wenn sie auf allen Planungsebenen umgesetzt und aufeinander abgestimmt werden.
  • Die Regionalplanung kann überörtliche Zusammenhänge berücksichtigen und Leitplanken für untergeordnete Planungsebenen setzen.
  • Auf Kreisebene muss die Anpassung in das Kreisentwicklungskonzept einbezogen werden. Außerdem kann die Kreisebene eine koordinierende Funktion übernehmen und zudem ihre Zuständigkeit im Bereich Gesundheit gezielt einsetzen.
  • Die Flächennutzungsplanung ist das geeignete Werkzeug zur Implementierung der Anpassung in den kommunalen Handlungsrahmen. Entsprechende Maßnahmen können in Bebauungsplänen weiter konkretisiert werden.
  • Die Verankerung von langfristigen Maßnahmen in der Planung ist heute schon wichtig. Heutige Baumaßnahmen determinieren die Anfälligkeit in der Zukunft.
  • Klimaanpassung heißt nicht nur Anpassung an die neuen klimatischen Gegebenheiten vor Ort, sondern auch die Vorbereitung auf Migrationsströme aus klimatisch stärker betroffenen Regionen. (der vorhergesagte Meeresspiegelanstieg führt bspw. zur Überschwemmung des dicht bevölkerten Nildeltas.)

Weiteres Vorgehen:

Dem Umweltausschuss wird empfohlen, eine entsprechende Arbeitsgruppe zu bilden. Alle relevanten Akteure sollen eingebunden werden. Hierzu zählen u.a. die Wasserwirtschaft, der Katastrophenschutz, die Forst- und Landwirtschaft (bspw. WBV und AfELF), das Gesundheitsamt, die Bauaufsicht, der Naturschutz und der Klimaschutz. 

 

Ziel der Arbeitsgruppe ist u.a. die Sammlung der anfälligen Punkte (Vulnerabilitäts-Analyse) im Landkreis. Auf Basis dieser Analyse wird das weitere Vorgehen beraten.

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