Es ist ein Meilenstein auf
dem Weg zur nachhaltigen Energieversorgung mittels Tiefengeothermie: Ein
breites Bündnis von Akteuren in Stadt und Landkreis arbeiten zusammen, um die
Nutzung der Tiefengeothermie in der Region weiter voranzubringen. Ziel ist es,
die Wärmeenergie im Untergrund durch eine Vielzahl neuer Projekte schnell zu
erschließen, dies aber gleichzeitig nachhaltig zu tun auf Basis einer
optimierten gemeinsamen Nutzung des Thermalwasserreservoirs im Großraum
München.
Eine zentrale Grundlage hierfür bildet eine großangelegte
Seismik-Messkampagne, die im Rahmen des Forschungsvorhabens durchgeführt werden
soll. Jetzt liegt der Förderbescheid des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Klimaschutz vor. Das Forschungsprojekt kann nun offiziell beginnen, wird über vier
Jahre laufen und bereitet den Weg für die regionale Umstellung auf eine klimaneutrale,
sichere und bezahlbare Wärmeversorgung.
Unter Federführung der Technischen
Universität München arbeiten der Landkreis München, die Energieagentur
Ebersberg-München, die Landeshauptstadt München sowie die Stadtwerke München
eng zusammen. Die Energie-Wende Garching als einer der Betreiber von
Geothermieanlagen im Umland ist ebenfalls Partner.
Riesiges regionales
Potenzial der Geothermie
Derzeit
wird das tiefe, oberjurassische Thermalwasserreservoir im Großraum München
bereits durch mehr als 42 Bohrungen mit einer thermischen Gesamtleistung von
ca. 400 Megawatt genutzt. Das noch vorhandene Potenzial wird auf mehr als ein
Gigawatt (1.000 Megawatt) geschätzt. Diese riesige CO2-freie
Energiemenge muss aber erschlossen werden, wenn die regionale Wärmewende
gelingen soll. Auf Basis von seit langer Zeit etablierter und sicherer
Technologie könnte zukünftig ein großer Teil der nötigen Wärme für Heizungen
und Warmwasser im Großraum München mittels Tiefengeothermie bereitgestellt
werden.
Wie kann
dieses Potenzial nun möglichst schnell und interkommunal erschlossen und
genutzt werden? Auch hierauf soll GIGA-M Antworten geben und befasst sich daher
mit dem Abbau von nicht-technischen Barrieren für den schnellen und
konsequenten Ausbau der Tiefengeothermie. So werden durch die Verbundpartner
gemeinsame Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Umsetzungsmodelle für
interkommunale Verbundprojekte entwickelt. Darüber hinaus widmet man sich dem
Problem fehlender Flächen für Bohrungen, Erzeugungsanlagen und Leitungen.
Intensive
Kommunikationsmaßnahmen über die gesamte Projektlaufzeit sollen gewährleisten,
dass sowohl die Entscheidungsträger*innen in der Politik, die Verwaltungen, als
auch die Öffentlichkeit über den Prozess eines großräumigen interkommunalen
Geothermieausbaus informiert und eingebunden werden.
Das Forschungsvorhaben
GIGA-M
Durch eine
groß angelegte 3D-Seismikkampagne auf einer Fläche von rund 1.000 Quadratkilometern
soll der Untergrund in und um München weiter erkundet werden. Zusammen mit
bereits vorhandenen Daten soll so ein detailliertes Tiefenmodell für den
gesamten Großraum München als Grundlage für eine intensive und nachhaltige Bewirtschaftung
des Thermalwasservorkommens erstellt werden. In dieses Modell können alle
bestehenden und geplanten Bohrungen eingebunden und die damit verbundene thermische
Nutzung im Untergrund simuliert werden.
Das Verbundvorhaben soll dazu beitragen,
die geplanten Maßnahmen zur Erschließung und Nutzung der Geothermie im Großraum
München optimal zu koordinieren, also Nutzungskonflikte zu vermeiden und
Synergien zu nutzen. Denn alle Geothermieanlagen fördern und entziehen die
Wärme aus dem gleichen, zusammenhängenden Thermalwasserreservoir. Der Wasser-
und Wärmetransport hält sich dabei weder an Stadt- oder Gemeindegrenzen noch an
die Grenzen der bestehenden Bergrechtsfelder.
Darüber hinaus werden im
Rahmen des Verbundvorhabens neue Erschließungsmethoden untersucht, z.B. Bohrungen
mit erweiterter Reichweite, um auch mehrere Kilometer entfernte
Reservoirbereiche in der Tiefe von einem Standort an der Oberfläche aus erschließen
zu können. Das schafft mehr Flexibilität bei der Suche nach geeigneten Anlagenstandorten.
Die geschätzten Kosten des
Gesamtvorhabens für die seismischen Untergrunduntersuchungen, die Erstellung
des Modells, die Entwicklung neuer Erschließungsmethoden und die Arbeiten zum
Abbau nicht-technischer Barrieren belaufen sich auf knapp 20 Millionen Euro, wovon
ca. 11 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert
werden.
Fazit
Das
gemeinsame Forschungsvorhaben GIGA-M ebnet der regionalen Wärmewende den Weg,
weg von fossilen Energieträgern, hin zu einer klimaneutralen, sicheren und
bezahlbaren Wärmeversorgung. Die Grundlage dafür ist ein regionaler Bodenschatz,
eine verlässliche, heimische, erneuerbare Energiequelle. Das
Forschungsverbundvorhaben steht auch stellvertretend für die Erkenntnis, dass das
Ziel einer intensiven nachhaltigen Nutzung dieses enormen Potenzials nur durch
ein gemeinschaftliches und abgestimmtes Vorgehen von Forschung und Wissenschaft
sowie Stadt und Kommunen in der Region erreichbar ist.